21.09.2022

Im Interview: Projektkauffrau Saskia Staude

Für den Projektfortschritt der ABS 46/2 sind neben zahlreichen Ingenieurlaufbahnen viele weitere Themenfelder zu bedienen. Saskia Staude besetzt eines davon und ist als Projektkauffrau für die Bauabschnitte 4 und 5 im Ausbauprojekt der DB Netz AG tätig. Im Interview erzählt die 25-Jährige, welche Aufgaben zu ihrem Bereich gehören und mit welchen Herausforderungen sie innerhalb ihres Arbeitsalltags konfrontiert wird.


Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?
Mit dem Erhalt meines Abiturs entwickelte sich mein Interesse an kaufmännischen Themen. So habe ich zunächst ein Studium der VWL begonnen, aber schnell gemerkt, dass ich lieber praktisch arbeiten möchte. Durch den Tipp eines Kommilitonen wurde ich dann auf die Deutsche Bahn AG und ihre Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam. Nach erfolgreicher Bewerbung habe ich bei der DB meine Ausbildung zur Industriekauffrau begonnen. Und so war der Grundstein für meinen heutigen Job gelegt.

Wie lange hat Ihre Ausbildung im Konzern gedauert und mit welchen Inhalten mussten Sie sich auseinandersetzen?
Meine Ausbildung zur Industriekauffrau hat insgesamt drei Jahre dauert. In dieser Zeit konnte ich reichlich Wissen und praktische Erfahrungen in verschiedenen Abteilungen der DB sammeln. In dieser Zeit habe ich auch erstmalig für das Ausbauprojekt gearbeitet und mein Interesse an Tätigkeiten für ein Großprojekt war geweckt.

Als Projektkauffrau in einem Großprojekt der DB Netz AG gibt es sicher einige Unterschiede zum klassischen Berufsfeld?
Das stimmt – und das hat sich auch früh abgezeichnet. Während wir in der Berufsschule allgemeine Themen wie Rechnungswesen und Wirtschaft behandelten, konnte ich in meiner Praxisphase bei der DB wertvolle Erfahrungen in diversen kaufmännischen Abteilungen sammeln und habe dabei Aspekte des Projektmanagements, wie z.B. Finanzierung, Vertragsmanagement und Antragsstellung kennengelernt. Mein heutiger Schwerpunkt – und vermutlich einer der größten Unterschiede – ist das Eisenbahnkreuzungsgesetz (EKrG).

Was dürfen sich unsere Leser unter dem EKrG genau vorstellen? Und was hat Ihre Arbeit als Projektkauffrau damit zu tun?
Das EKrG regelt alle Kreuzungen zwischen Eisenbahnen und anderen Verkehrswegen (außer Wasserstraßen), zum Beispiel Eisenbahnübergänge oder Brücken über Straßen und Kanäle. Vorrangig bin ich für die kaufmännische Abrechnung der EKrG-Maßnahmen verantwortlich. Hinzu kommt aber auch das Monitoring der Zahlen für die Kreuzungsvereinbarungen und die Unterstützung der anderen Projektkaufleute. Konkret werden auf der ABS 46/2 viele alte Bahnübergänge beseitigt und durch höhenfreie Brücken ersetzt. Die hierzu erforderlichen Bauleistungen müssen gemeinsam mit den Kommunen oder dem Bund geplant und finanziert werden. Die dazu nötigen Kreuzungsvereinbarungen und die Abrechnungsunterlagen werden von mir erstellt und mit vorbereitet. Ich bin also vom Abschluss der Vereinbarungen bis zur Vergabe der Bauleistungen an allen Schritten beteiligt und diene dabei als Schnittstelle zwischen Projekt, Abrechnungsstelle und betroffenen Dritten.
Projektkauffrau Saskia Staude
Machen diese Themen den Arbeitsalltag als Projektkauffrau für EKrG-Maßnahmen für Sie deshalb besonders interessant?
Ja, und das habe ich schon früh gemerkt. Von Beginn meiner Ausbildung bis zu meinem Berufsalltag heute empfinde ich es als sehr aufregend ein so großes Projekt über alle Phasen hinweg begleiten zu dürfen. Außerdem – und das ist vielen sicher im ersten Moment gar nicht bewusst – ist die Beseitigung bzw. die Modernisierung von Bahnübergängen für die Menschen im Zug sowie entlang der Strecke sehr wichtig. Denn dadurch wird das Kreuzen der Verkehrswege für alle Verkehrsteilnehmer, Züge sowie Autos und Fußgänger sicherer. Ich kann mit meiner Arbeit täglich wenigstens einen kleinen gesellschaftlichen Beitrag leisten und arbeite für eine moderne und grüne infrastrukturelle Zukunft.

Und müssen Sie dafür auch mit anderen Abteilungen innerhalb der ABS 46/2 zusammenarbeiten?
Definitiv. Ohne einen ständigen Austausch mit anderen Abteilungen wären meine Arbeit und das Projekt insgesamt nicht realisierbar. Abstimmungen mit Projektingenieuren sowie mit weiteren Kaufleuten sind unabdingbar. Auch außerhalb des Projekts stehe ich mit Abteilungen wie der Abrechnungsstelle, dem kaufmännischen Serviceteam und den Kommunen in engem Kontakt. Zudem stelle ich eine Schnittstelle für Rückfragen zu Zahlen oder Kreuzungsvereinbarungen dar.

Was finden Sie an Ihrer Tätigkeit besonders aufregend?
Das gesamte Projekt trägt eine sehr große Verantwortung in vielerlei Hinsichten. Ich werde mit sehr großen Summen konfrontiert. Dabei wird mir immer wieder bewusst, welche Verantwortung wir auch als Projektmitarbeiter tragen.
Auf den zweiten Blick wird klar: Wir sind ein großes Team, das sich aus unterschiedlichsten Berufsfeldern zusammensetzt, die alle eine wichtige Rolle spielen, um den Fortschritt im Projekt zu sichern. Wir sind zahlreiche Ingenieur:innen, Kaufleute, die sich mit unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen müssen, Jurist:innen kümmern sich um rechtliche Angelegenheiten, es braucht Flächen- sowie Umweltmanger:innen sowie die Öffentlichkeitsarbeit in Richtung Anwohnende und Kommunen. Für mich ist es das Gesamtkonstrukt, das meinen Arbeitsalltag im Projekt der ABS 46/2 so spannend macht.

Halten Sie sich vorwiegend am Schreibtisch auf oder sind Sie auch mal auf der Baustelle?
Für meine tägliche Arbeit bin ich überwiegend am Schreibtisch zu finden. Dennoch nutze ich gern die Gelegenheit zur Baustellenbesichtigung, wenn es sich zeitlich einplanen lässt.

Und was darf auf Ihrem Schreibtisch nicht fehlen?
Auf meinem Schreibtisch findet man immer eine Handcreme und etwas Süßes für die Mittagspause.