Projektleiter Stefan Ventzke stellte die Baumaßnahmen während der 80-Wochen-Sperrung im Detail vor.
24.09.2024

Wir stehen in den Startlöchern für den anstehenden Baumarathon

Der Countdown läuft: In knapp 60 Tagen beginnt auf unserer Ausbaustrecke zwischen Emmerich und Oberhausen die intensivste Bauzeit des gesamten Projektes. In der Zeit von Freitag, 1. November 2024, bis Sonntag, 17. Mai 2026, bündeln wir auf der Strecke ein noch nicht dagewesenes Bauvolumen. Der Fokus der Arbeiten liegt dabei auf dem rund 3,5 Kilometer langen Bauabschnitt zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel. Innerhalb von 80 Wochen krempeln unsere Baufachleute der Deutschen Bahn (DB) die Strecke einmal komplett auf links. Dreh- und Angelpunkt der Bauphase wird der Neubau der Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal und die damit verbundene Anpassung der angrenzenden Infrastruktur sein. Um die Einschränkungen für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten, haben wir den Bauablauf so optimiert, dass die Strecke zu mehr als 70 Prozent der Bauzeit eingleisig befahren werden kann. 

Stefan Ventzke, Projektleiter für den dreigleisigen Ausbau zwischen Emmerich und Oberhausen: „Was wir in der Bauphase ab November hier vorhaben, ist in der Geschichte des Ausbauprojekts einmalig. Uns ist bewusst, dass 80 Wochen Bauzeit insbesondere für Fahrgäste und Anwohnende eine Herausforderung werden. Für ihre Geduld und ihr Durchhaltevermögen bedanken wir uns schon jetzt. Klar ist aber auch: Die Arbeiten sind dringend nötig. Denn nur mit einer modernen und robusten Infrastruktur wird es uns langfristig gelingen, die Verkehrswende zu schaffen und noch mehr Menschen und Unternehmen vom klimafreundlichen Verkehrsmittel Bahn zu überzeugen.“ 

Alle Baumaßnahmen in allen Bauabschnitten & Auswirkungen auf den Zugverkehr im Überblick

Die Bauarbeiten zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel im Detail

Im Mittelpunkt der Arbeiten zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel steht der Neubau der Eisenbahnbrücke über den Wesel-Datteln-Kanal. Dabei stehen wir vor einer besonderen Herausforderung: Die Brücke, die eine Bundeswasserstraße kreuzt, muss nicht nur für das dritte Gleis erweitert werden, sondern auch für den Schiffsverkehr auf dem Kanal angepasst und 1,5 Meter höher als bisher gebaut werden. Hierfür werden wir zunächst die beiden jeweils rund 213 Tonnen schweren Stahlbrücken abreißen. Um den Anschluss der Brücke an die Strecke herzustellen, passt unser Projektteam auch die bestehende Infrastruktur vor und hinter der Brücke der neuen Höhe an. Hierfür tragen wir im ersten Schritt die bestehende Gleisanlage auf einer Gesamtlänge von drei Kilometern bis zu zwei Meter tief ab. Allein dafür bewegen wir rund 50.000 Kubikmeter Erdreich. Im Nachgang bauen wir den Bahndamm Stück für Stück neu auf. Danach starten hier die Arbeiten für das neue dritte Gleis. 
 
Im Rahmen der anspruchsvollen Arbeiten rund um den Kanal, stehen auch der Neubau der Eisenbahnbrücke an der Poststraße sowie der Umbau des Haltepunkts in Voerde-Friedrichsfeld auf dem Programm. Damit Fahrgäste während der Bauzeit weiterhin Züge von und nach Friedrichsfeld nutzen können, baut die DB im Bereich des Industrieparks einen provisorischen Bahnhof, inklusive eines P+R-Parkplatzes. Zusätzlich zu diesen Arbeiten erweitert unser Projektteam im Bauabschnitt zudem vier weitere Brücken – darunter auch die Eisenbahnüberführung über die Lippe – und setzt umfangreiche Ausbauarbeiten im Bahnhof Wesel um. 
 
Mit dem Ende der Bauarbeiten im Mai 2026 erreicht das Team einen wichtigen Meilenstein: Rund 60 Prozent der Ausbauarbeiten zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel werden zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen sein.  
Visualisierungen vor und nach dem Ausbau. (Fotos: Deutsche Bahn)
Die Simulation im Video zeigt anschaulich, welche Maßnahmen Stefan Ventzke und unser Bauteam im Baubschnitt 3 zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel umsetzen werden:
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Bauablaufsimulation für den Bauabschnitt 3 zwischen Voerde-Friedrichsfeld und Wesel. 

Weitere Ausbauarbeiten und Generalsanierung entlang der Strecke

Um die vorhandenen Sperrzeiten bestmöglich zu nutzen und das Ausbauprojekt weiter voranzutreiben, sind wir auch in allen anderen Bauabschnitten entlang der rund 73 Kilometer langen Strecke zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet aktiv. So verlegen wir beispielsweise circa 16 Kilometer des neuen dritten Gleises in Oberhausen, Dinslaken, Voerde und Haldern. Zudem bauen unsere Fachleute allein in Dinslaken und Voerde sieben Kilometer neue Schallschutzwände. Damit sorgen wir dafür, dass es für Anwohner:innen entlang der Strecke deutlich leiser wird. 
 
Zusätzlich zu den Ausbauarbeiten setzt die DB während der 19-monatigen Bauzeit umfangreiche Instandhaltungsarbeiten in Form einer Generalsanierung um. Für mehr Qualität, Pünktlichkeit und deutlich weniger Störungen an der Infrastruktur bündelt die DB in den kommenden Jahren bundesweit im hochbelasteten Streckennetz das Baugeschehen und führt Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen im Rahmen von mehrmonatigen Generalsanierungen durch. Zwischen Emmerich und Oberhausen arbeitet unser Team dabei an der Modernisierung von etwa 30 Kilometern Gleis, der Modernisierung von drei Weichen sowie der Erneuerung der Eisenbahnüberführung an der Brinkstraße in Dinslaken. Im Zusammenspiel mit den Ausbauarbeiten entsteht so eine leistungsfähige, moderne und robuste Strecke zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet.  
 
Der Abschluss des 80-wöchigen Baumarathons im Mai 2026 markiert eine wichtige Zwischenetappe im Ausbauprojekt: Seit dem Spatenstich im Jahr 2017 haben wir dann 52 Kilometer Gleise neu bzw. umgebaut. Außerdem stehen zu diesem Zeitpunkt bereits knapp zwölf Kilometer der neuen Schallschutzwände und 38 Kilometer der neuen Oberleitungsanlage. Zusätzlich werden auch insgesamt 62 Weichen erneuert und 45 Brücken entlang der Strecke erweitert bzw. neu gebaut sein. 
Auf diesem Streckenabschnitt liegt bereits das dritte Gleis. (Foto: Deutsche Bahn)

Auswirkungen auf den Zugverkehr

Für die umfangreichen Ausbauarbeiten ist eine Sperrung der Strecke unvermeidlich. Wir haben den Bauablauf jedoch so optimiert, dass der Abschnitt zwischen Emmerich und Oberhausen 70 Prozent der Bauzeit eingleisig von Zügen befahren werden kann. Während dieser Zeit können die betroffenen Regionalexpresslinien mit geringen Einschränkungen verkehren, ebenso kann der Fernverkehr rollen. Für die Zeit der Vollsperrung erarbeiten die Eisenbahnverkehrsunternehmen und der im Nahverkehr zuständige Aufgabenträger gemeinsam mit der DB ein leistungsstarkes Verkehrskonzept. Unser Ziel ist es, die Einschränkungen für Reisende und Güterverkehrskunden während der Bauzeit möglichst gering zu halten. 
 
Über die detaillierten Konzepte informieren die betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen rechtzeitig vor Beginn der Bauarbeiten.